Johann Rudolph Glauber ist neben Andreas Bodenstein, Johann Schöner und anderen einer der bedeutendsten Söhne Karlstadts. Im Jahre 1603 oder 1604 geboren, begibt sich der aus einer kinderreichen Familie stammende Barbierssohn bereits in jungen Jahren auf europäische Wanderschaft. Wien und Salzburg, Basel und Paris, Frankfurt und Köln sind nur einige Stationen seines bewegten Lebens.

Seine wissenschaftlichen Schriften und die Herstellung von chemischen und pharmazeutischen Produkten bescheren ihm fachliche Reputation und geschäftlichen Erfolg. Glauber, der wahrscheinlich die Karlstadter Lateinschule besuchte und später als "Apothecarius" und "Chymicus und Laborant" bezeichnet wird, vermerkt nicht ohne Stolz, dass er keine universitäre Ausbildung aufzuweisen hat:

"Ich gestehe gern dass ich niemahlen auf Hohen Schulen gewesen auch niemahlen begert ... Reuet mich also gantz nicht dass ich von Jugentt auff die Hand in die Kohlen gestecket und dardurch gestecket und dardurch verborgen Heimblichkeiten der Natur erverborgen Heimblichkeiten der Natur erfahren ..."

Der erfolgreiche Wissenschaftler und Geschäftsmann, dessen "Patentmedizinen" man in ganz Europa kennt und schätzt, erlebt Höhen und Tiefen. Lange bevor er sich 1665 endgültig in Amsterdam niederlässt, befällt ihn eine heimtückische Krankheit, wahrscheinlich eine Arsen- oder Quecksilbervergiftung, als Folge seiner Experimentiertätigkeit. Schließlich muss der zeitweise Gelähmte und Erblindete seine Laboreinrichtungen und Teile seiner Bibliothek veräußern, um mit seiner Familie leben zu können. Im Frühjahr 1670 schließlich wird er von seinen Leiden erlöst. Eine Gedenktafel in der Westerkerk von Amsterdam, Glaubers letzter Ruhestätte, erinnert an eine Persönlichkeit von historischen Dimensionen.

In der Festschrift zum 25-jährigen Bestehen der Schule heißt es über deren Namensgeber:

"Überschaut man den - trotz des traurigen Endes - ausgefüllten Lebensweg dieses Mannes des 17. Jahrhunderts, so findet man vieles, was auch von Menschen des 20. Jahrhunderts beeindrucken kann:

  • eine ungewöhnliche Vitalität und berufliche Flexibilität und den Mut, nach Rückschlägen immer wieder aus eigener Kraft neu zu beginnen;

  • einen großen Wissensdurst, gepaart mit enormer geistiger Produktivität, die eine scharfe Beobachtungsgabe, einen Sachverhalt bzw. Vorgang sprachlich klar darzustellen, voraussetzt; ca. vierzig größere gedruckte Schriften, die zum Teil noch zu seinen Lebzeiten bzw. wenige Jahre nach seinem Tod unter dem Titel "Opera omnia" als Gesamtausgabe in Holland, England und Deutschland erscheinen, sind ein Beleg dafür;

  • eine gleichermaßen der praktischen wie wissenschaftlichen Tätigkeit verhaftete Arbeitskraft;

  • eine auffallende Großzügigkeit im menschlichen Bereich und schließlich

  • eine bemerkenswerte Entwicklung vom Bürger einer kleinen mainfränkischen Stadt zum Bürger fast des gesamten europäischen Raumes, in dem er sich mit größter Selbstverständlichkeit bewegt.

Karlstadts großer Sohn, nach dem in seiner Geburtsstadt eine Straße benannt ist, zu dessen Ehre ein Buntsandsteinbrunnen den Marktplatz ziert und dem unsere Schule durch die Namensgebung verbunden ist, setzt sich als Chemiker schließlich selbst ein Denkmal, das die Menschen seinen Namen weitergeben lässt durch die Jahrhunderte bis zum heutigen Tag:

 

durch seine wissenschaftlichen experimentellen und wirtschaftlichen Aktivitäten wird aus dem Natriumsulfat mit der chemischen Formel

 

Na2SO4 das weltbekannte Glaubersalz.

  

 

 

Willibald Niklaus
ehemaliger Schulleiter
im März 1998